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Hat der Schlüssel bald ausgedient?

Vom Äscher bis zum Flughafen Zürich: Die ES Sicherheit AG aus St.Gallen mit weiteren Standorten in Brüttisellen und Ruggell stattet grosse und kleine Objekte in der ganzen Schweiz mit Branderkennungs-, Einbruchsmeldungs-, Videoüberwachungs- und Zutrittskontrollanlagen aus. Geschäftsleiter Michael Kälin weiss, welche Bedürfnisse punkto Sicherheit zurzeit ganz oben auf der Liste von KMU stehen. Und wie sie befriedigt werden können.

Michael Kälin, was wird aktuell am meisten im B-to-B-Bereich nachgefragt?

Das sind eindeutig Videoüberwachungsanlagen für Geschäfts- wie auch für Privatkunden. In diesem Bereich steigt die Nachfrage von Jahr zu Jahr.

 

Warum ist das so?

Das hat vor allem zwei Gründe: Videoüberwachungsanlagen haben mehrere Nutzen – und werden immer preiswerter. Zum einen schrecken sie ab, zum anderen können sie aber auch für die Nachverfolgbarkeit genutzt werden. Die Digitalisierung macht eine immer höhere Leistungsfähigkeit und Nutzerfreundlichkeit zu tiefen Preisen möglich. Damit wird die Technologie auch für private Endkunden immer attraktiver. Zudem können die Anlagen ergänzend zu herkömmlichen Einbruchmeldeanlagen verwendet werden. Dass es sich Einbrecher zweimal überlegen, ob sie in ein videoüberwachtes Gebäude eindringen (oder dort stehlen) wollen, versteht sich von selbst.

 

Die Coronapandemie hat Grossveranstaltungen lange unmöglich gemacht, jetzt zeichnen sich Lockerung ab. Diese sind jedoch an Voraussetzungen, etwa Zertifikate,

geknüpft. Was kann Sicherheitstechnologie hier beitragen?

Auch hier kann die Digitalisierung ins Spiel kommen: Dank künstlicher Intelligenz kann ein System beispielsweise erkennen, ob jemand eine Maske trägt oder ob seine Körpertemperatur zu hoch ist. Sie kennen das vielleicht von Flughäfen. Ebenfalls bereits auf dem Markt sind Systeme, die Zertifikat und Ausweis automatisch einlesen – und das Bild auf der Identitätskarte mit der Person abgleichen, die vor dem Automaten steht.

 

Videotechnik und neue Datenverarbeitungsmöglichkeiten sind auch abseits von Grossveranstaltungen in diversen Szenarien im Einsatz. Bei welchen sehen Sie das grösste Potenzial?

Hier möchte ich vor allem den Bereich Analysetechnik hervorheben:

Bei Business Intelligence wird viel entwickelt; einige Systeme sind bereits auf dem Markt. Hier verzeichnen wir eine stetig steigende Nachfrage. Über eine «intelligente» Analyse von Bildern können wertvolle Daten gewonnen, verarbeitet und analysiert werden.

 

Können Sie ein Beispiel geben?

Nehmen Sie ein Einkaufszentrum: Hier können Sie nach einem Diebstahl gezielt nach einer verdächtigen Person suchen lassen. Sie können Ihr System damit beauftragen, nach jemandem mit einem schwarzen Rucksack und einer roten Mütze zu suchen. Sie brauchen dafür nicht mehr stundenlanges Videomaterial selbst auszuwerten. Oder: Sie können mit Videotechnik Personenzählungen vornehmen und Bewegungsströmungen analysieren. So sehen Sie etwa, wo in Ihrem Möbelhaus die meisten Besucher einfach durchgehen und wo sie länger verweilen. Und als drittes Beispiel sei die Werbung genannt: Intelligente Systeme erkennen schon heute, wer beispielsweise vor einem Werbedisplay steht und spielen individuelle Werbung darauf aus.

 

«Die Digitalisierung macht eine immer höhere Leistungsfähigkeit zu tiefen Preisen möglich.» 

 

Machbar ist also fast alles. Wie werden bei der zunehmenden Verknüpfung der Daten der Datenschutz sichergestellt und die Privatsphäre aller Beteiligten geschützt?

Wo gesetzlich verlangt oder kundenseitig gefordert, kann etwa mit Privatmaskierungen gearbeitet oder lediglich auf Metadaten zurückgegriffen werden. Die schweizerische Gesetzgebung gibt diesbezüglich die Richtlinien vor. Dass die Daten dabei sicher übermittelt und gehostet werden, setzen wir voraus – hier empfiehlt es sich, auf erfahrene Dienstleister zurückzugreifen.

 

Immer häufiger werden in Projekten gleichermassen Komfort, Flexibilität und hohes Sicherheitsniveau verlangt. Wie lassen sich diese Anforderungen in Einklang bringen?

Nicht alle Kunden gewichten all diese Faktoren gleich. Hier gilt es also abzuwägen, welche prioritär und welche eher weniger wichtig sind. Mit Auswahl der richtigen Produkte und damit innovativen Lösungen können wir unseren Kunden fast alles bieten. Da wir nicht selber Hersteller der Produkte sind, suchen wir uns das Beste auf dem Markt – also das System, das die Kundenbedürfnisse optimal befriedigt. Ein wichtiger Teil sind die Wartung, Unterhalt und Service, womit auch die Systeme immer auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. Es empfiehlt sich also, immer das Gesamtpaket anzuschauen und nicht nur die technischen Komponenten.

 

«Es empfiehlt sich, das Gesamtpaket anzuschauen und nicht nur die technischen Komponenten.»

Interview Michael Kälin im Leader

Welche Vorteile bietet die elektronische Zutrittskontrolle etwa Wohnungsbaugesellschaften oder Hausverwaltern?

Kurz gesagt sparen sie damit Zeit und Geld: Zeit, weil der Verwaltungsaufwand dank elektronischer Datenverarbeitung drastisch sinkt, und Geld, weil viel weniger Manpower eingesetzt werden muss. Ein Beispiel: Ein Mieter verliert seinen Badge. Diesen kann der Hausverwalter nach Mitteilung selbst sperren und dem Mieter selbstständig einen neuen zusenden. Sie müssen also weder einen Schlüsseldienst aufbieten noch ganze Schlösser austauschen.

 

Wie hoch ist der Anteil elektronischer im Vergleich zu mechanischer Zutrittskontrolle inzwischen?

Im privaten Bereich sind mechanische Schliessanlagen immer noch klar häufiger zu finden. Im Bereich Geschäftsliegenschaften hingegen wird vermehrt auf elektronische Zutrittskontrollen gesetzt. Wir verzeichnen aber auch bei Privaten eine erhöhte Nachfrage; es ist halt schon praktisch, wenn Sie Ihr Haus per Fingerabdruckscanner, Smartphone oder Handvenenleser öffnen können und nicht erst umständlich nach einem Schlüssel suchen müssen.

 

 

Einige Hersteller elektronischer Zutrittskontrolle prophezeien bereits seit Jahren das Ende mechanischer Schliesstechnik. Glauben Sie, dass der gute alte Schlüssel tatsächlich bald Vergangenheit sein wird?

Verschwinden wird er sicher nicht ganz, zumindest mittelfristig. Denn noch immer wird die digitale Entwicklung von einem Teil der Bevölkerung skeptisch beurteilt. Als Profis sehen wir aber ganz klar die Vorteile von elektronischen Systemen – sie ermöglichen eine smarte Datenverwaltung, massgeschneiderte Zugangsberechtigungen und einfachen Ersatz. Wir beraten allerdings individuell und stellen ein auf unseren Kunden zugeschnittenes System zusammen, das seine Bedürfnisse optimal befriedigt. Das kann durchaus auch mechanische Komponenten beinhalten.

 

Text: Stephan Ziegler

Bild: Marlies Thurnheer 

 

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